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Chemische_Schadstoffe

Chemische Schadstoffe kommen in der Raumluft, im Baumaterial sowie im Hausstaub vor. Diese wirken zum Teil recht unterschiedlich und führen so zu einer gesundheitlichen Belastung. Ausschlaggebend ist die Kondition, Disposition und Konstitution des Betroffenen. Die Faktoren, die die Wirkung eines Schadstoffes (Gift) beeinflussen sind:
Dosis Verhältnis Resorption, Ausscheidung / Entgiftung, Konzentration, Gewöhnung (z.B. Rauchen), Form der Wirkungsverstärkung durch andere Einflüsse, Ort der Einwirkung, Überempfindlichkeit (Haut, Magen, Lunge), Körperspezifika, Geschlecht, Alter, Körperbau und Zeitdauer.

Die Aufnahme chemischer Schadstoffe kann durch Einatmen (ca. 10%), durch Nahrungsaufnahme (ca. 90%) oder über die Haut (Durchdringung) erfolgen. Täglich werden 6 m3 Luft benötigt, wozu ca. 20.000 Atemzüge erforderlich sind und so können sich auch geringe Schadstoffkonzentrationen in den Atmungsorganen anreichern. Dabei können die chemischen Schadstoffe in Gasen, Dämpfen, Nebel, Rauch, toxischen Stäuben, Flüssigkeiten und festen Stoffen vorhanden sein.

Reaktionen können sich unter anderem in Allergien z.B. Latexallergie, Körperkontaktallergie und Chemikalienüberempfindlichkeit mcs (MCS -Multiple Chemical Sensitivity) zeigen.

Treten sehr hohe Expositionen bestimmter Stoffe auf, so können diese zu Lähmungen oder zum Tode führen. In der Praxis sind Tunnelbrände sehr gefährlich. Ca. 80 % der Brandopfer in Gebäuden werden durch Rauchgasvergiftung getötet.

Eine gesundheitliche Reaktion kann aber auch in Form von Schadstoffgemischen oder in Anwensenheit höherer Konzentrationen an »Schimmelpilzsporen oder www.ib-rauch.de/agestalt/wohn/radon.html|Radon]] auftreten. Wirksamste Methode zur Reduzierung der Schadstoffe in der Wohnung ist das regelmäßige und ausreichende »Lüften. Das wird jedoch durch die verschärften Anforderungen der Energiesparverordnung unterbunden.

Viele technische Produkte müssen zu ihrer Herstellung, Verarbeitung oder zur Erzielung gewünschter Eigenschaften mit Lösungsmittel, Weichmacher, Fungizide, Insektizide, usw. versehen werden. Ebenso wird das chemische Gleichgewicht zu Gunsten des Endproduktes verschoben. Über einen bestimmten Zeitabschnitt stellt sich dann wieder der energieärmere Zustand, zum Teil über Zwischenprodukte, ein. Lösungsmittel oder Weichmacher entweichen und kommen so in der Raumluft vor. So führen z.B. die beim Pentachlorphenol (PCP) enthaltenen unerwünschten Nebenprodukte Chlordibenzodiozine und Chlordibenzofurane zu den Erkrankungen. Benzol wird im Körper zu einem reaktionsfreudigen Zwischenprodukt Epoxid umgesetzt, was als wasserlösliches Phenol ausgeschieden oder mit körpereigenen Eiweiß reagiert und so zur Keimzelle für Krebs (Leukämie) wird. Es sind also nicht immer die einzelnen Stoffe bzw. -gemische, sondern auch ihre Zwischenprodukte, die äußeren Einflüsse, die Wechselwirkungen oder das Zusammenwirken mit anderen Stoffen oder Stoffgemische für die gesundheitliche Schädigung verantwortlich.

Schadstoffe in den Wohnungen

In unserer Klimazone hält sich der Mensch zu 80% in Innenräumen auf, die in der Regel höher mit Schadstoffen belastet sind als die der Außenluft.

Wohnraumgifte, wie »Formaldehyde oder Wirkstoffe von Holzschutzmittel, werden in aller Regel überbewertet. In einer Studie der Innungskasse Nordrhein-Westfalen wurden 2080 Kassenmitglieder, die unter Umweltschäden zu leiden glaubten, von Ärzten nach entsprechenden Umweltchecks untersucht. Bei 2% aller Anfragen konnte ein Zusammenhang zwischen Innenraumschadstoffen und Gesundheitsbeschwerden nachgewiesen werden.

Unter diesem Gesichtspunkt sollten auch die Wohnraumgifte kritisch betrachtet werden, was jedoch nicht ihrer Verharmlosung bedeuten soll.

So können in den Innenräumen gegenüber der Außenluft niedermolekulare Halogen-Kohlenwasserstoffe das 10 bis 50 -fache betragen. Auch wenn bestimmte Schadstoffe nur einen Bruchteil des MAK-Wertes erreichen, kann es über längere Zeit, zum Teil über Jahre, zu entsprechende Folgen kommen. Es ist daher wichtig Baustoffe, vor allem aber Einrichtungs- und Gebrauchsgegenstände zu verwenden, die möglichst wenig Fremdstoffe in die Innenraumluft frei setzen. Eine weitere einfache und wirkungsvolle Methode ist eine ausreichend hygienische Lüftung, die bei einem Luftaustausch von mindestens 0,8 pro Stunde liegen sollte.

»Formaldehyde können ausgasen, wenn z.B. in Ortschäume die vor allem unter Dach eingesetzt werden und der Feuchte der Raumluft ausgesetzt werden. Ebenso treten Ausgasungen bei »Isocyanaten und mehrwertige Alkohole auf, die Ersatzweise in PUR-Schäume und Spanplatten verwendet werden, wenn im Überschuss gearbeitet wurde. Von polychlorierte Biphenyle (PCB) gehen Gefährdungen aus. Sie fanden bis vor Jahren als Weichmacher in Fenster- oder Fugendichtungsmassen Anwendung. Pentachlorphenol (PCP) und Lindan sind Wirkstoffe in älteren Holzschutzmitteln, die über sehr viele Jahre langsam ausgasen. So kann sich der Wirkstoff z.B. im Wäscheboden besonders im Staub und auch in der zum Trocknen aufgehängten Wäsche anlagern (Feuchtigkeit begünstigt diese). Generell hat aus heutiger Sicht Holzschutzmittel im Innenraum nichts zu suchen! Auch früher war der Einsatz im Wohnbereich nur auf ganz bestimmte Holzschutzmittel beschränkt und auf eine geringe Fläche zulässig. Vollständiger Unsinn sind die biologischen Holzschutzmittel. Entweder schützt man das Holz mit Fungizide und/oder Insektizide und das sind nun einmal Gifte. Andere Mittel bringen keinen wirkungsvollen Schutz und sind daher nicht als Holzschutzmittel zu bezeichnen. Auf Insektenwachstumsregulatoren, wie z.B. das Farox, soll hier nur so weit eingegangen werden, daß diese neue Holzschutzmittelgeneration mit geringsten Konzentrationen auskommt. Sind Holzschutzmittel entsprechend der DIN 68800 erforderlich, so sind bei Holzschutzmittel mit dem amtlichen Prüfprädikat DIBt bei ordnungsgemäßer Anwendung aus heutigem Erkenntnisstand die geringsten gesundheitlichen Schäden auf den Menschen bei erfolgversprechender Wirkung ihres Einsatzzweckes zu erwarten.

Wasserlösliche Farben werden als umweltverträglich auf dem Markt angeboten. Anteile von Ester oder »Äther und auch die in natürlichen Farbstoffen enthaltenen Terpene können zu Befindlichkeitsstörungen führen. Bei Fußbodenbelägen entstehen vorrangig in Verbindung mit den lösungsmittelhaltigen Klebern, wie z.B. das Lösungsmittel Toluol, eine Belastung. Beim Erwerb eines Wollteppichs oder andere Naturbeläge aus Kokos oder Sisal muss darauf geachtet werden, dass sie unbehandelt sind. Es besteht dann jedoch kein absoluter Schutz gegen Motten. Auch die mit Umweltsiegeln dekorierten Wollteppiche enthalten häufig das Mottenschutzmittel Permethrin.

Die Vielfalt der möglichen Schadstoffquellen und ihrer Kombinationswirkung vorallem mit ausgasenden Lösungsmitteln führt zu einer unüberschaubaren Belastung der Innenraumluft. Eine Bewertung derartiger Gemische ist unmöglich. Belastete Räume oder Gebäude werden durch gezielte Analysen der Raumluft, der Baumaterialien und der Stäube untersucht. Dabei sind die Kosten für die Schadstoffanalyse nicht selten höher als der zu erwartende Sanierungsaufwand.

Selbst entnommene Proben (um Kosten zu sparen) und die durch ein Labor auf Schadstoffe untersucht werden, nützen dem Betroffenen kaum etwas, wenn nicht die Ursachenquelle eindeutig erkannt und die notwendigen Maßnahmen benannt werden. Wie kompliziert diese Problematik ist soll an einem Beispiel dargestellt werden, wo die Bewohner an den Symptomen leiden, wie sie unter MCS zusammengefasst werden. In einem wunderschön in Eigenleistung ausgebauten Siedlungshaus, wurde von 4 unterschiedlichen Experten Schadstoffuntersuchungen durchgeführt. (Deren fachliche Kompetenz hier auf keinem Fall angezweifelt werden soll.) Jedes Prüfprotokoll ergab andere Schadstoffe. Bis auf die Empfehlung der Entsorgung der 20jährigen Schrankwand, was keinerlei Veränderung bewirkte, wurden keine konstruktiven Lösungsansätze aufgezeigt. Das Problem bestand hier, dass jeder Untersuchende einen oder auch mehrere Schadstoffe in einer Gebäudeecke gefunden hat. Allerdings wurde das gesamte Gebäude mit äußeren und inneren Wirkfaktoren sowie spezieller konstruktiver Merkmale nicht berücksichtigt. In der 2 stündlichen Bauaufnahme wurden 12 verschiedene mögliche Einflußfaktoren bzw. Quellen festgestellt, wobei mehrere äußere Faktoren nicht abgestellt werden können.

Die Maximale »Arbeitsplatz-Konzentration (MAK) an gesundheitsschädlicher Arbeitsstoffe wird durch die Kommission zur Prüfung gesundheitsschädlicher Arbeitsstoffe der Deutschen Forschungsgemeinschaft in Bonn-Bad Godesberg herausgegeben. Die Werte beziehen sich als Mittelwert auf 8 Stunden und gelten nicht für Gemische, die die gesundheitsschädliche Wirkung erheblich verstärken. Die Einhaltung der MAK-Werte gibt keine Sicherheit gegen das Auftreten von allergischen Krankheiten bei Personen, die dazu neigen. Wobei die unterschiedliche Empfindlichkeit des arbeitsfähigen Menschen nach Möglichkeit berücksichtigt ist.
»MAK-Liste unter Umwelt-online.de



5/2005

Autor: Peter Rauch

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