Als Staub wird Materie mit einer Korngröße von 1 bis 500 µm bezeichnet. Ca. 94% der Stäube sind naturbedingt. Bei dem technischen Staub ist ein Teil technologisch bedingt und der andere Teil gewünscht, wie z.B. Zement, Mehl u.a. Stäube könne leistungsmindernd und zur gesundheitlichen Beeinträchtigung führen. So bewirken nichtfibrogene Stäube zu Bronchitis sowie zu Allergien und fibrogene Stäube zu Silikose und Asbestose. (Fibrogen = Schädigung durch Gewebeänderung in der Lunge)
Beim Atmen wird grober Staub im Bereich von Nase, Rachen und Kehlkopf sowie im Bereich der Bronchien zurückgehalten. Stäube mit einer Korngröße von 12 bis 5 µm bleiben in der Lunge nur vereinzelt, Stäube < 5 µm gelangen normalerweise zum größten Teil in die Lunge.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO rechnet damit, dass bereits 10 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft eine Verkürzung der Lebenserwartung der gesamten Bevölkerung um ein halbes Jahr bewirken. "Feinstäube sind inzwischen zu einer der größten Gesundheitsgefahren in Stadtgebieten geworden", so Dr. Martin Lanzendorf vom Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle (UFZ)
Einer aktuellen Studie der EU-Kommission zufolge sollen 65 000 Todesfälle pro Jahr in Deutschland auf Herz- und Kreislauferkrankungen zurückzuführen sein, die durch Luftverschmutzungen ausgelöst oder zumindest gefördert würden.
Seit dem 1. Januar 2005 ist die neue EU-Feinstaub-Richtlinie in Kraft, die neue (kleinere) Genzwerte festlegt. So darf der Messwert für Feinstaub höchstens an 35 Tagen pro Jahr den Grenzwert von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft überschreiten. Z.B. wurde bereits in den 3 Monaten 2005 in München 35 Tage der Grenzwert überschritten und in Leipzig-Mitte 25 Mal. Als Hauptquelle für den Feinstaub (ultrafeinen Aerosolpartikel < 100 nm) wird der KfZ-Verkehr (2) ausgemacht und hier gilt besonders die Zunahme von Dieselfahrzeugen. Eine Abhilfe sollen daher die Einführung des Dieselrußfilters bringen.
Für Staubpartikel unter 10 Mikrometern Durchmesser gibt es momentan weder Grenzwerte noch ein Überwachungsnetz. Es wird befürchtet, dass kleinere Partikel wesentlich leichter und tiefer in den menschlichen Organismus eindringen können und am gefährlichsten sind.(1)
Silikose und Siliko-Tuberkulose können durch Feinstaub freier kristalliner Kieselsäure (Cristobalit, Tridymit, Quarz) entstehen.
Asbestose, Lungenkrebs und bösartige Tumore des Rippenfells können durch asbesthaltigen Feinstaub (meist 3 MgO . 2 SiO2 . 2 H2O mit Faserstruktur von Durchmesser < 0,3 µm und Länge >5 µm) verursacht werden. Wobei gerade hier der schwachgebundene Asbest die größten Probleme bereitet. Ein Material mit einem hohen Asbestanteil und einer Rohdichte von weniger als 1000 kg / m³. Dazu gehören die bekannten Produkte z.B. Spritzasbest und Leichtbauplatten wie Sokalit, Neptunit oder Baufatherm. Dagegen geht von den fest gebundenen asbesthaltigen Materialien keine unmittelbare Gesundheitsgefahr aus, da aus diesem Material keine oder nur wenige Fasern emittieren. (Wellasbest und ebene Asbestplatten gehören zu dem fest gebundenen Asbest (geringer Anteil, und Rohdichte größer als 1400 kg / m³).)
Für die Sanierung gelten die Asbestrichtlinie und die Technische Regeln für Gefahrstoffe (TRGS 519). Die Sanierung asbesthaltiger Baustoffe erfordert ein hohes fachliches Können und darf entsprechend den Vorschriften nicht ohne sachkundige Aufsicht und ohne entsprechende Schutzausrüstung saniert werden.
Durch chronische oder akute Entzündungen der Atemorgane oder der Haut. Hierzu zählen allergische Bronchialasthma und Hautentzündungen durch Chromate (in Holzschutzmittel und Zementstaub), Nickelverbindungen, Mehlstaub, Stäube aus tropischen Hölzern, Rohbaumwolle, Flachs und Hanf.
Eine Schädigung entsteht durch die Bildung von Basen und Säuren, die das Gewebe zerstören. Hierzu gehören z.B. Kalk und Chrom.
Die Schädigung erfolgt durch ionisierende Strahlung. So gehört Thorium und Radium dazu, die meist aus dem Bauuntergrund aber auch aus den Innenbaumaterialien stammen. Gerade deshalb ist eine ausreichende Lüftung mit einer Lüftungsrate von mindestens 0,8 pro Stunde erforderlich. Tritium und Promethium sind in aktivierten Leuchtfarben enthalten.
Diese schädigen nicht die Lunge sondern andere Organe, wie z.B. die Leber oder Milz. Erkrankungen werden z.B. durch Blei, Zink, Mangan, Vanadium, ... verursacht. So kann in den Altstäuben in Dachböden, wo Holzschutzmaßnahmen mit PCP-haltigen Holzschutzmittel durchgeführt wurden, höhere Konzentrationen an PCP als an den Holzwerkstoffen selbst festgestellt werden.
Weiterhin gehören sehr kleine Stäube mit < 0,1 μm Teilchengröße dazu, die man als Koloidstaub bezeichnet. Sie können sowohl in Nebel (Dampf) oder in Gasgemischen vorkommen.
"Bei atmosphärischen Nano-Partikeln ... ist eine quantitative chemische Analyse wegen der geringen sammelbaren Massen oft schwierig. Die Volatilität (Flüchtigkeit) einzelner Partikel-Bestandteile kann indirekt Rückschlüsse auf die chemische Beschaffenheit von Partikeln geben. Beispiele für bei 300C flüchtige Substanzen sind Ammoniumsulfat und organische Kohlenstoffverbindungen, ein Beispiel für eine wichtige nichtflüchtige Substanz ist elementarer Kohlenstoff (Graphit, Ruß). Es wird erwartet, dass ein Großteil der eingeatmeten, nichtflüchtigen Partikelsubstanzen auf Dauer im menschlichen Körper deponiert werden."(2)
Weiter externe Links zum Thema:
Umweltbundesamt: Aktuelle Anzahl der Überschreitungen des Grenzwertes:
»http://www.env-it.de/luftdaten/trsyear.fwd
Umweltbundesamt: Aktuelle Tageskarte:
»http://www.env-it.de/luftdaten/map.fwd?measComp=PM1
Feinstaub-Magazin des Bundesumweltministeriums:
»http://www.bmu.de/files/pdfs/allgemein/application/pdf/magazin_feinstaub.pdf
Hintergrundpapier des Umweltbundesamtes:
»http://www.env-it.de/luftdaten/download/public/html/PM10/PM_Papier_2005.pdf
EU-Richtlinie:
»http://www.umweltbundesamt.de/luft/vorschriften/eu/luft-rrl.pdf
EU-Programm Clean Air for Europe (CAFE):
»http://www.europa.eu.int/comm/environment/air/cafe/index.htm
jüngste EU-Studie zur Luftverschmutzung:
»http://europa.eu.int/comm/environment/air/cafe/general/pdf/cafe_lot1.pdf
Leibniz-Institut für Troposphärenforschung zu gesundheitsrelevanten Stäuben:
»http://www.tropos.de/PHYSIK/aerosol/urban/urban.html
Aktuelle Messwerte Partikelanzahlkonzentration (IfT-Messstelle Leipzig): »http://iftwetter.tropos.de:8083/METEODAT/Meteo_IFT_3.htm
GSF - Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit zum Thema:
»http://www.gsf.de/flugs/feinstaeube.phtml
»http://www.gsf.de/jahresbericht/2003/169_172_2003.pdf
Feinstaub und Allergien bei Kindern / EU-Forschungsprojekt TRAPCA: »http://www.iuf.uni-duesseldorf.de/Forschung/FT3_A6.htm
(Weltgesundheitsorganisation) »http://www.who.ch
(The Health Effects Institute) »http://www.healtheffects.org/
(Network on Air Pollution and Health)
»http://airnet.iras.uu.nl/
("Integrated Urban Governance and AIR Quality Management in Europe") »http://www.integaire.org/
(Werkstatt Feinstaub, Stadtentwicklungsamtes Berlin) »http://www.stadtentwicklung.berlin.de/umwelt/luftqualitaet/de/werkstatt_feinstaub/"
Bundesumweltamt »http://www.umweltbundesamt.de
(Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie)
www.umwelt.sachsen.de/lfug
Quellen:
(1) Informationsdienst Wissenschaft e.V. »http://idw-online.de/pages/de/news104977
(2)Forschungsgruppe Troposphärisches Aerosol: In-Situ Charakterisierung, Prozesse und Klimatologie; Urbanes Aerosol und Gesundheit »http://www.tropos.de/PHYSIK/aerosol/urban/urban.html
Rauch, Peter: Eigene Aufzeichungen
5/2005
Autor: Peter Rauch